Der Ort hat eine angenehme und fruchtbare Lage, ein gutes Aussehen und manch vermögliche Einwohner. Er ist im Oberamtsbezirk die erste Pflanzstätte für Weberkarden.
(Beschreibung des Oberamts Ravensburg, von Memminger, 1836)
Klein, aber fein – diese Definition trifft am besten auf Deutschlands einziges Spezialmuseum zur Weberkarde zu. Auf schwäbisch „Kardel“ genannt – ziert sie seit 1931 das Gemeindewappen und erinnert an den Kardenanbau in Baienfurt.
Im Gegensatz zur weit verbreiteten „wilden Karde“ ist die „Weberkarde“ eine Kulturpflanze. Sie kam durch den Ravensburger Tuchscherer Paul David Wasserott um 1806 aus Südfrankreich nach Baienfurt und diente zum Aufrauhen von Stoffen. Der Anbau war sehr aufwändig. Zunächst wurde der Samen im Garten ausgebracht. Nach der Kornernte im August kamen die zarten Pflänzchen auf das gepflügte Feld und haben dort überwintert. Ein Jahr darauf konnten dann die Pflanzen mit ca. 15 bis 20 Blütenköpfen, geerntet und zum Verkauf aufbereitet werden.
Abnehmer waren Textilfirmen. Gehandelt wurde in „Mille“, also in Einheiten von 1.000 Stück. Geerntet wurden zwischen 25 und 30 Mill. Kardenköpfe, die rund 40.000 Gulden einbrachten. Heute wären dies ca. 1,2 Mill. EURO. Daher die „vermöglichen“ Einwohner in Baienfurt.
Das Zunftmuseum der Narrenzunft „Henkerhaus“ e.V.
Die Verbindung vom Kardel- zum Zunftmuseum bildet die Narrenfigur des „Kardelhannes“. Er erinnert an die bäuerliche Vergangenheit, insbesondere den Kardenanbau. Grund genug, Kardel- und Zunftmuseum in einem Haus zu vereinen.
In Wort und Bild wird über die fast 100-jährige Geschichte der Fasnet informiert, denn Fasnet in Baienfurt gab es nachweislich bereits vor der Zunftgründung 1936.