Henkerhaus – Lass d`Narra raus

Narrenzunft Aulendorf e.V. (Teil 8)

Heimisch im oberschwäbischen ist die Figur der Hexe. Die Heimat der „Eckhexe“ ist Aulendorf’s älteste Wohnstraße, die Eckstraße (Eggstraße), wo vor langer Zeit eine als Hexe verschriene Frau gewohnt haben soll. Die „Eckhexe“ erinnert aber nicht an die Hexenprozesse, die auch in Aulendorf stattgefunden haben. Farbenfroh gekleidet, mit einem Kopftuch, das mit den Tierkreiszeichen bestickt ist hat sie die Aufgabe, alles Störende, allen Hass, allen trüben Sinn während der Fasnet und möglichst auch darüber hinaus hinwegzufegen.

Das Aulendorfer „Fetzle“ ist ein typischer Schwabe. Ein Fetz ist ein Spitzbube, ein Fetzle die schwäbische Verkleinerung, also ist es nicht mehr so schlimm! Fetzen sind Lumpen, Stoffreste – Fetzle sind kleine Stoffreste die keinen Wert mehr haben und mit solchen ist das Häs aus Sackleinwand geschmückt Dem Fetzle sitzt der Schalk im Nacken und man kann ihm trotz allem Unfug nicht böse sein.

Das Häs vom Schnörkele gibt es in verschiedenen Grundfarben, es ist mit Schnörkeln bestickt. Schnörkel sind Verzierungen, die nicht notwendig, sondern nur schön sind. Auch der Strohhut des „Schnörkele“ endet in einem großen Schnörkel. Schnörkele nennt man auch des brezelartige Gebäck, das unser „Schnörkele“ auf einem Stab mit sich trägt und an die Zuschauer beim Narrensprung verteilt. Reden zu dürfen ohne missliche Folgen befürchten zu müssen – das ist auch heute noch ein Privileg der Narren und so ist es nicht verwunderlich, dass damals wie heute die „Rätschen“ (beiderlei Geschlechts!) an der Fasnet ihre große Zeit haben. Unser Maskenpaar „Tschore“ und „Rätsch“ hat seinen Ursprung im Dekret von 1679. Die „Rätsch“ ist ein spitzzüngiges Weib, das jahraus jahrein bekannte und geheime Begebenheiten sammelt, in ihrem Buch notiert und an Fasnet austratscht. Besonders gerne macht sie dies natürlich mit Vorkommnissen, die von den Betroffenen am liebsten unter den Teppich gekehrt würden. Eine großartige Hilfe dabei ist ihr Begleiter, der „Tschore“. Sollte die „Rätsch“ tatsächlich mal etwas vergessen, so wird ihr das vom „Tschore“ eingesagt und Dinge, die sich selbst die „Rätsch“ nicht zu sagen getraut bringt er in seiner gutmütigen, etwas tollpatschigen Art noch an den Mann/die Frau! Eines aber wird von beiden beherzigt: Die Rede ist nur frei, wenn sie nicht verletzt oder beleidigt.

Narrenruf: Ha, ha, ha – jo was saischt au!
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